Das sprechende Buch
Unterhaltung mit 8GeBeN.DE
Das sprechende Buch
Unterhaltung mit 8GeBeN.DE
Die Freunde in der Not
In einem der letzten französischen Kriege, als nach der Schlacht alles durcheinander ging, bei Nebel und Wetter, fiel ein Franzose in ein tiefes Loch, eine ausgetrocknete Zisterne, aus dem er sich nicht mehr heraushelfen konnte. Und bald nachher plumpste auch ein Deutscher hinein, und blieb auch darin stecken. Der Franzose schrie : Kiwi! und der Deutsche : Wer da! und jeder merkte nun, wen er vor sich habe, und daß sie sich gemächlich den Säbel durch den Leib rennen konnten, als echte Patrioten.
Sie bedachten sich aber eines Anderen, beide, und sie gaben sich in gebrochenem Deutsch und Französisch, so gut es gehen mochte, zu erkennen, es sei besser, einer helfe dem Anderen, als daß sie sich beide massakrierten. Also schrie bald der Eine, bald der Andere um Hilfe, jeder in seiner Sprache. Endlich hörten Deutsche den deutschen Ruf, und sie machten sich sogleich daran, den Kameraden zu retten. Als der Deutsche ans Licht gekommen war, sagte er ganz trocken : "Es steckt noch einer drunten. Ein guter Kamerad." Der wurde also auch herausgezogen. Wie sie nun sahen, daß es ein Franzose sei, wollten sie ihn niederhauen.
Das Litt aber der Deutsche nicht, sondern er sagte : "Wir haben einander versprochen, daß einer den andern rette; er hätte es auch getan, wenn mich die Spitzbuben, die Franzosen, bekommen hätten." Diesen Vertrag, welchen die beiden geschlossen, respektierten die Feinde; und er wurde zwar als Gefangener von Kriegsrecht wegen fortgeführt, aber wie ein Kamerad von den Kameraden gehalten.
Ludwig Aurbacher
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Ende gut - Alles gut !