Das sprechende Buch
Unterhaltung mit 8GeBeN.DE
Das sprechende Buch
Unterhaltung mit 8GeBeN.DE
Die Pfänder
Ein Dieb, der im Hause eines wohlhabenden Richters hatte betteln wollen, sah auf dem Dorfplatz daselbst ein paar schön gewirkte Teppiche hängen, nahm sie, da er sich unbeobachtet fand, unter den Arm und lief damit die Treppe hinunter.
Indessen begegnete ihm, als er eben zur Tür hinaus wollte, der Richter selbst, der von seinem Amt nach Hause kam.
"Gnädiger Herr", sagte der Dieb schnell gefaßt, "ich bin in Verlegenheit und wollte eben eure Frau Gemahlin gebeten haben, mir auf diese Teppiche hier vier Taler zu borgen". Sie seien reichlich das Doppelte wert, fuhr er fort und rollte sie auf dem Estrich auseinander, gleichwohl habe die gnädige Frau ohne ihren Herrn Gemahl nichts tun wollen.
Nun nehme er sich die Freiheit, ihn gleich selber um das Geld zu bitten, das ihm nicht verloren sein könne, denn wenn er es binnen drei Wochen nicht mit Zinsen heimgezahlt hätte, so sollten die Teppiche dem Herrn Richter gehören.
Der Richter besah die Teppiche, fand sie nicht übel, und gab ihm die vier Taler; danach stieg er, die vier Pfänder unter dem Arm, die Treppe hinauf und zeigte seiner Frau, was er zu erlesenen Bedingungen beliehen, oder, wie er lieber glauben wollte, sehr billig erhandelt hatte.
Daß er sein eigenes Gut beliehen habe, sagte ihm seine Frau indessen zu spät; denn der Dieb hatte auf niemanden mehr gewartet und war davongegangen.
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Ende gut - Alles gut !