Das sprechende Buch
Unterhaltung mit 8GeBeN.DE
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Unterhaltung mit 8GeBeN.DE
Der hölzerne Johannes
Eine junge Frau hatte ihren Mann so sehr von Herzen lieb, daß sie sich oftmals verschwor, sich von keinem anderen wieder freien zu lassen, falls er dermaleinst das Zeitliche vor ihr segnen sollte. Eines Tages ließ sie sich ein hölzernes Bildwerk schnitzen, welches in Größe und Gestalt ihrem Gatten glich, und ließ es auch mit Farbe so kunstvoll bemalen, daß es ihm ähnlich sah, wie ein Zwillingsbruder.
"Siehst du, mein guter Hans", sagte sie zu ihrem Mann, als es fertig war, "das ist nun mein hölzerner Johannes und so soll er auch hinfort genannt sein. Wenn du mich einmal allein auf dieser Erde zurück lässest, was der liebe Gott im Himmel verhüten möge, dann soll er als mein lieber Hausherr an deiner Statt bei mir bleiben, bis ich dir nachfolge."
Es sollte aber bald Wahrheit werden, was sie vielleicht geahnt und gefürchtet hatte; der Mann starb und ließ sie als Witwe zurück. Fast ein halbes Jahr lang war sie untröstlich in ihrem Schmerz und trauerte bei Tag und Nacht um ihn. Aber dann begann ihr Kummer allmählich doch etwas gelinder zu werden, und als sie eines Tages von ihren Verwandten, die sie aufzuheitern gedachten, zu einer fröhlichen Gasterei geladen wurde, da mochte sie nicht nein sagen. Bevor sie aber aus dem Hause ging, rief sie ihre Magd zu sich.
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"Daß du mir ja nicht meinen Johannes vergissest," sagte sie zu ihr; "erst dann machst du dich auf, um mich heimzugeleiten."
Der hölzerne Johannes nämlich, der tagsüber in der Ecke beim Ofen stand, mußte ihr alle Abend, bevor sie sich niederlegte, in das Bett getragen werden, damit er es wärme. Die Magd gelobte auch, es nicht zu vergessen, aber heimlich hatte sie es anders im Sinn.
Meine Frau, sagte sie zu sich, wird endlich einmal wieder fröhlich sein, wenn sie von der Gasterei nach Hause kommt, und vielleicht ist dies der rechte Tag, daß ich auch einmal der meinigen gedenke. Darum ließ sie, als die Frau aus dem Hause war, ihren Bruder zu sich rufen, einen hübschen, geraden Jungen, und hatte dabei allerlei mit ihm zu bereden. Zum Schluße führte sie ihn in die Schlafkammer ihrer Herrin, und er mußte sich in ihr Bett legen, während sie den hölzernen Johannes mit einem anderen Versteck vorlieb nehmen ließ.
Wie befohlen, holte sie dann, als es Zeit geworden war, ihre Herrin ab, brachte sie Heim und leuchtete ihr noch bis an die Kammertür; darauf legte sie sich selber zur Ruhe nieder. Der andere Johannes aber wusste gar bald die heimgekehrte so freundlich zu wärmen, daß sie ihn nicht, wie sonst den hölzernen, vors Bette stellte, sobald er kalt geworden, sondern daß sie ihn bei sich behielt, bis der helle Tag anbrach.
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Nun war es der Brauch bei ihr, daß alle Morgen die Magd an ihre Kammertür kam, um zu fragen, ob sie auf den Markt gehen und etwas einkaufen sollte; so kam sie auch jetzt.
"Ach ja", sagte die Frau, "geh mir nur hin auf den Markt und sieh doch zu, ob nicht ein schönes Essen Fisch zu haben ist. Ich habe doch solche Lust, einmal wieder guten Fisch zu essen." "Das will ich gern tun Frau", sagte die Magd, "aber wenn ich schon welchen kriege, so haben wir doch nicht so viel trockenes Holz im Haus, um sie rechtschaffen daran zu sieden." "Aber wir haben doch unseren hölzernen Johannes", sagte die Frau, "ich dächte der wär trocken genug.
Hau ihn zusammen und koche mit ihm solang er brennen will." So kam es, daß die Magd ihrem Bruder zu einer reichen Frau verhalf; denn weil er sie so wohl gewärmt, so wollte sie ihn nicht gern mehr entbehren, und noch ehe das Jahr vergangen war, hat sie ihn zum Manne genommen.
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Ende gut - Alles gut !